Goodbye altes Leben – Welcome neues Leben
Kennst du das, du stehst vor der Herausforderung etwas Liebgewonnenes loszulassen? Du engagierst dich seit vielen Jahren mit viel Herzblut ehrenamtlich und merkst es wird Zeit neue Wege gehen. Oder dir wird ans Herz gelegt, doch die Leitung an jemanden anderes zu übergeben. Es macht manchmal fast keinen Unterschied, ob es sich um einen „freiwilligen“ oder „verordneten“ Abschied handelt. Loslassen kann wehtun.
Wenn man eine Arbeit oder Aufgabe, bezahlt oder unbezahlt, liebgewonnen hat, dann bedeutet das immer, man hat viel Herz, Hirn, Zeit und Energie investiert. Leidenschaftliches Arbeiten heißt immer, sich ein Stück weit zu verschwenden und Vollgas zu geben. Man geht aus seiner Komfortzone heraus, feiert Erfolge und, Gott-sei-Dank, auch Misserfolge. Denn genau an diesen Stellen wächst man innerlich.
Man ist herausgefordert, im Idealfall zusammen mit Gleichgesinnten, neue Wege und Lösungen zu finden. Erst im Rückblick erkennt man, dass man innerlich mehr oder weniger Hornhaut entwickelt hat, sich nicht so schnell entmutigen lies und auch manchen Diskurs für die gute Sache geführt hat. Einen Ort gefunden zu haben, der es einem ermöglicht zu wachsen und sich zu entfalten, verlässt man mit Wehmut.
Hör auf, wenn es am Schönsten ist!
Gibt es den richtigen Zeitpunkt loszulassen? Nun, du bist gerade so richtig im Flow? Und jetzt sollst du darüber nachdenken loszulassen? Das fühlt sich ganz schön komisch an, oder?
Den richtigen Zeitpunkt der Staffelübergabe zu finden, ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Man möchte die andren nicht im Stich lassen. Ehrenamtliche Arbeit leidet fast überall an chronischem Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitermangel. Vielleicht bewegt auch die Sorge, dass das mühevoll Aufgebaute nicht „gut“ weitergeht. Was bedeutet gut? Natürlich so, wie wir das geführt und geleitet haben😊
Hüten wir uns davor, unserem Ego nachzugeben oder uns überreden zu lassen, dann doch länger weiterzumachen. Einerseits flüstert die Stimme aus dem Off, jemanden zu finden, der das so gut wie du machst, wird ganz schön schwierig. Andererseits versucht das Umfeld mit allen Mitteln bewährte Menschen so lange wie möglich in Funktionen zu halten, denn man weiß ja nie, wer oder was nachfolgt.
Kleine Aufgabenpakte schnüren
Und vielleicht sind die Schuhe, die du am Eingang hinterlässt, tatsächlich groß. Falls dies zutrifft, wäre überlegenswert, wie man diese übergroße Aufgabe auf mehrere Schultern verteilt. Kleinere Aufgabenpäckchen sind im Ehrenamt ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Im ehrenamtlichen Bereich arbeiten viele begeisterte Mitarbeiter/innen an der Grenze zur Überforderung. Selbstfürsorge und Grenzen setzen gehören zwingend in den Handwerkskoffer für ein gelingendes und glücklich machendes Ehrenamt. Doch Nein zu sagen, fällt den meisten schwer.
Hast du deine Nachfolge geregelt?
Um gut loslassen zu können, braucht es immer eine gute Nachfolgereglung. Egal ob im Putz-Team, im Café-Team, im Geburtstags-Gratulanten-Team oder in einer Leitungsfunktion.
Wie kann eine solche Regelung aussehen? Idealerweise hat man die Möglichkeit eine Person oder ein Nachfolge-Team für die zu erwartende Aufgabe vorzubereiten und damit einen sanften Übergang zu gestalten. Denke immer daran, dass du die/der beste Werbeträger/in für deinen Dienst bist! Wenn du Freude und Dankbarkeit ausstrahlst, sollte es einfacher sein, den Stab weiterzugeben. Denn diese Freude will sicher jemand anderes auch erleben. Hängende Schultern und Mundwinkel animieren nicht, sich irgendwo zu engagieren.
Verfallsdatum abgelaufen
Doch leider wird, manchmal unbemerkt vom Protagonisten, das Verfallsdatum überschritten. Man überschätzt sich und seine Kräfte oder man sieht keinen geeigneten Nachfolger. Du hast sicher auch schon den Satz gehört: „Ich würde ja gerne mein Amt abgeben, aber ich weiß nicht an wen.“
Oder noch schwieriger… das Team hat das Gefühl, dass die Zeit für einen Wechsel gekommen ist? Wie adressiert man, dass es notwendig geworden ist, dass ein/e Kollege/in eine Funktion abgeben sollte? Frag dich einfach, wie du in einem solchen Falle behandelt werden willst. Wie man mit dir diesen heiklen Punkt besprechen sollte?
Frage, wie sie/er sich fühlt. Wie es so geht im Ehrenamt? Welche Herausforderungen sind gerade da? Das ist sicher ein wertvoller Einstieg in ein schwieriges Gespräch. Und sei dann nicht erstaunt, wenn die Staffelübergabe, wie von selbst Thema des Gesprächs wird. Denn in den meisten Fällen wissen die Betroffenen, dass „etwas“ nicht stimmt und sind froh, darüber reden zu können.
Zum guten Schluss … plane einen tollen wertschätzenden Abschied, denn das hast du und dein Team verdient!
Bleibt die Frage, wie lange läuft dein Verfallsdatum noch? Falls du keine Antwort weißt, frage ehrlich dein Team. Sie haben ein gutes Gespür dafür.
Es hat sich bewährt, diese Frage immer schon zu Beginn eines Dienstes zu klären und die Zeit zu limitieren, zum Beispiel auf ein, zwei oder drei Jahre und dann alle Beteiligten zu fragen, ob eine Verlängerung des Dienstes ansteht. So steht die Tür, nach Ablauf der Frist, für alle möglichen Optionen offen.
Aus dem systemischen Nähkästchen geplaudert
- Was waren oder sind deine Glitzermomente in deinem Ehrenamt? Was ist dir gelungen? Was macht dich stolz?
- Was hast du gelernt?
- Was an wertvollen Erfahrungen, Fähigkeiten und Eindrücke nimmst du, aus dem sich schließenden Lebenskapitel bewusst in das nächste, mit?
- Wenn du eine Kollegin/Freundin fragen würdest, was würde sie hinzufügen?
- Von wem lässt du dich zum Abschied hochleben?
- Wie feierst du den Einstieg in deinen neuen Lebensabschnitt?
Kleiner Gebetsimpuls:
Langes Harren macht das Herz krank; ein erfüllter Wunsch aber ist ein Baum des Lebens. Sprüche 13:12
Und nun für dich… eine große Portion Konfetti!!